Frau Mümmelmeier von Atzenhuber war lange Zeit unsere Chefin. Nicht nur von all den anderen Katzen, nein sie stand über allem. Frau Mümmelmeier war eine Edle, eine Gräfin, eine Diva und eine Philosophin. Sie war nicht einfach „nur eine Katz“, sie konnte in die Seele aller schauen. Frau Mümmelmeier hat Generationen anderer Katzen erzogen, Umzüge toleriert – mit Noblesse, immer bestens gekleidet, immer auch in grenzenloser Hingabe an das Selbst.
Sie hat u.a. Bianchi von Grabenstätt vom „Verreckerle“ aus einem Straßengraben zu einer weißen Schönheit herausgeputzt. Sie hat Cleopatra vom Moos nie wegen ihrer merkwürdigen Schildpattfarbe und der rosa Nase veräppelt. Sie hat an Herrn Hölderlin vom Holzstapel geglaubt, der halbtot als kahles „Hendl“ – der Durchfall hatte allen Pelz weggeätzt – hier ankam. Sie hat „Kati“, eigentlich Hagen vom Brückengestade aufgenommen, den dicken Rossi, der nicht immer dick war. Sie hat zwei kleine Weiber vom Balkan erzogen, die wie Panzerkreuzer durch alle Räume pflügten…
Von Frau Mümmelmeier konnten wir alle lernen, aber wir werden ihr nie das Wasser reichen können. Danke „Mümmel“, dass du 16 Jahre unser Leben bereichert hast! Auch Katzen verlassen uns, wie Bianchi von Grabenstätt, Herrn Mollinger von Rorschach oder Ciabatta von Strohschupp. Sie sind im Katzenhimmel – zusammen mit Mümmel.
Auch 2022 war kein gutes Jahr: Die zickige, wunderschöne, sture Cleopatra vom Moos verließ uns. Und der liebe, ein bisschen triefige Herr Rossi von Unterried. Es wird nicht leichter mit den Malen, eher schwerer! Man kennt den Schmerz und seine Tiefe.
Sie alle haben immer wieder Platz gemacht für Neuankömmlinge wie zwei weitere arme Kätzchen aus Montenegro, er bei Ankunft 320 Gramm leicht, höchstens 2 Wochen alt. Sie hatte 400 Gramm… Er aus der Mülltonne, sie aus der Motorhaube eines Autos. Halbtot ist noch untertrieben! Aber nun sind es großartige Katzen: Gisela W. mit schwarzer Bankräubermaske, Fredfred ganz schneeweiß mit himmelblauen Augen. Sie sind nun schon zehn Jahre alt – und ja – sie sind beide figürlich etwas entgleist…..
Und da ist Erdi von Erdmann-Delubo. Noch so ein halbtoter Balkankater! Jetzt ist er der Adonis und der Sportler, der Schränke erklettert, die man eigentlich nur mit Saugnäpfen an den Füßen ereichen kann. Erdi kann!
Und seit 2022 auch Helmfried vom Hügel, der am 7. August in der Abenddämmerung völlig dehydriert und eiskalt auf der Straße saß, etwas 5 Wochen alt. Ob er die Nacht überlebt hätte, ist fraglich. Helmi ist ein absoluter Tiger-Schönling und nun auch der beste Kumpel von Kater Kallewirsch von Gogerisch. Kalle und seine Freunde „der Dackel“ und „die Katze“ wären längst tot, war der Bauer doch der Meinung, dass Herbstkatzen immer verrecken. Wir hatten sie im eiskalten November 2022 einkassiert, gepäppelt, waren drei Monate lang fast jeden Tag beim Tierarzt. So kranke Kätzchen hatten wir noch nie und sind – was das betrifft – einiges gewohnt. Im Februar 2023 haben der Dackel und die Katze einen Sieben Sterne Platz gefunden, danke dafür, denn der Dackel ist ein behindertes Tier mit verkrüppelten Beinchen, die Inzucht lässt grüßen…. Kalle ist geblieben und feiert sein Leben!
2023 trat im Sommer der Kati ab, er war mein Bürokater, hat mir geholfen Bücher zu schreiben und Lesungen zu konzipieren. Er war ein alter Herr, dabei immer elegant und verhalten. Keiner mit Gemütsausbrüchen. Auch als er immer schmäler wurde und ganze Blutlachen statt Urin absetze, bewahrte er seine Würde. Mit ihm ging viel, das nicht in Worte zu fassen ist….
Oder wie es im Buch „Scharfe Hunde“ heißt: Was taten Menschen, die ohne Katzen lebten? Wie überlebten sie ohne diese hoch telepathischen Wesen, die im richtigen Zeitpunkt da waren? Die das Lachen aus düsteren Seelen hervorkitzelten? Ohne Katzen wurde man sicher depressiv oder psychotisch – oder beides zusammen!
Katzenliste:
- Flori von Fettpress, „Flori“
- Pipilotta van de Wutzn, „Gaby“
- Frau Nielson van de Wutzn, „Nielson“, „Nieli“
- Gisela W., „Giiisilaa“
- Erdi, „Erdi von Erdmann-Delubo“
- Helmi, „Helmfried vom Hügel
- Kalle, „Kleiner Kater Kallewirsch von Gogerisch“, auch Kallewirsing genannt